Digitale Transformation des Arbeitsmarktes

Die fortschreitende Digitalisierung führt zu tiefgreifenden Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt. Studien zeigen, dass durch den technologischen Wandel zwar Routinetätigkeiten zunehmend automatisiert werden, gleichzeitig aber auch neue Arbeitsplätze vor allem im Dienstleistungsbereich und für Hochqualifizierte entstehen.

Neue Geschäftsmodelle und Wettbewerbsstrukturen

Die Digitalisierung ermöglicht die Entstehung neuer Geschäftsmodelle und verändert bestehende Wettbewerbsstrukturen grundlegend. Unternehmen können durch digitale Technologien innovative Produkte und Dienstleistungen anbieten und so neue Märkte erschließen. Gleichzeitig erhöht sich der Wettbewerbsdruck, da durch die Dezentralisierung von Prozessen eine höhere Flexibilität und Kundenorientierung möglich wird. Geschäftsmodellmuster wie „Hidden Revenue“, bei dem die Haupteinnahmequelle nicht mehr der Kunde, sondern Dritte wie Werbetreibende sind, gewinnen an Bedeutung. Insgesamt ist eine Zunahme des Wettbewerbsdrucks zu erwarten, dem Unternehmen durch Anpassung ihrer Geschäftsmodelle begegnen müssen.

Flexible Arbeitsformen und Homeoffice

Flexible Arbeitsformen wie Home-Office und mobiles Arbeiten gewinnen zunehmend an Bedeutung und werden von Arbeitnehmern stark nachgefragt. Laut einer Stepstone-Studie sind flexible Arbeitszeiten für zwei Drittel der Befragten mitentscheidend bei der Stellenauswahl, 51% würden einen Job ohne diese Möglichkeit gar nicht erst in Betracht ziehen.

Unternehmen können durch das Angebot hybrider Arbeitsmodelle im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte punkten. Rechtlich gelten im Home-Office die gleichen Pausen- und Ruhezeiten wie im Büro, die Einhaltung liegt jedoch in der Verantwortung der Arbeitnehmer. HR kommt bei der Einführung von Home-Office eine zentrale Rolle zu, etwa bei der Definition von Regeln und der Etablierung einer entsprechenden Unternehmenskultur. Vorteile des Home-Office liegen in der Zeitersparnis durch den Wegfall des Arbeitswegs, höherer Flexibilität und Produktivität im Einklang mit dem eigenen Biorhythmus. Nachteile können mangelnde soziale Interaktion, Schwierigkeiten bei Selbstmotivation und erschwerter Informationsfluss sein.

Crowdworking und soziale Sicherung

Crowdworking stellt eine neue Form der Erwerbstätigkeit dar, bei der Aufträge über Online-Plattformen an eine Vielzahl von Auftragnehmern (Crowdworker) vergeben werden. Aus sozialrechtlicher Sicht ergeben sich dabei ähnliche Herausforderungen wie bei anderen atypischen Beschäftigungsformen, da Crowdworking meist nur als Nebentätigkeit ausgeübt wird und in einem erwerbseinkommenszentrierten Sozialversicherungssystem zu Problemen führt. Studien zeigen, dass die soziale Absicherung von Crowdworkern gravierende Lücken aufweist.

Als Lösungsansatz wird das Konzept der „Digitalen Sozialen Sicherung“ diskutiert, bei dem für jeden über eine Plattform abgewickelten Auftrag automatisch ein prozentualer Betrag des Entgelts für die Sozialversicherung des Crowdworkers im jeweiligen Wohnsitzland abgeführt wird. Insgesamt unterstreicht die Verbreitung von Crowdworking die Notwendigkeit, dass die Institutionen der sozialen Sicherung der zunehmenden Kombination verschiedener Einkommensarten Rechnung tragen.

Unternehmerische Wissenschaftsverantwortung

Unternehmen müssen sich den Herausforderungen der digitalen Transformation stellen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dazu gehört die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle, die durch Nutzung von Big Data, künstlicher Intelligenz und anderen Technologien einen Mehrwert für Kunden schaffen. Gleichzeitig erfordert die Digitalisierung eine Anpassung interner Prozesse und Strukturen, etwa durch den Einsatz agiler Methoden und die Förderung einer Innovationskultur.

Auch das Angebot flexibler Arbeitsmodelle wie Home-Office wird zunehmend zum entscheidenden Faktor bei der Gewinnung von Fachkräften. Rechtlich müssen Unternehmen sicherstellen, dass bei der Nutzung digitaler Technologien Datenschutz und IT-Sicherheit gewährleistet sind. Insgesamt ist ein ganzheitlicher Ansatz gefragt, der Strategie, Struktur und Kultur gleichermaßen einbezieht und die Potenziale der Digitalisierung zur Steigerung von Effizienz und Innovationskraft nutzt.

Politische Verantwortung

Die Politik hat die Pflicht, die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche digitale Transformation zu schaffen und dabei die Interessen aller Beteiligten zu berücksichtigen. Dazu gehört die Förderung von Investitionen in digitale Infrastruktur und Forschung, um im internationalen Wettbewerb nicht zurückzufallen. Gleichzeitig muss die Politik sicherstellen, dass die Digitalisierung nicht zu einer Spaltung der Gesellschaft führt, sondern alle Bürger von den Chancen profitieren können.

Das erfordert Maßnahmen zur digitalen Bildung und Weiterbildung sowie eine Anpassung der sozialen Sicherungssysteme an neue Arbeitsformen wie Crowdworking. Auch der Schutz von Daten und Persönlichkeitsrechten in der digitalen Welt ist eine zentrale Aufgabe der Politik. Insgesamt muss die Politik als Gestalter und Moderator des digitalen Wandels agieren und einen gesellschaftlichen Diskurs über die Zukunft in der digitalisierten Welt anstoßen.

Digitalisierungsgrad im EU-Vergleich

Deutschland liegt bei der Digitalisierung im europäischen Vergleich im Mittelfeld. Laut dem Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) der EU-Kommission belegt Deutschland Platz 11 von 27 EU-Staaten. Während einige Länder wie Dänemark, Finnland und Schweden deutlich weiter fortgeschritten sind, schneidet Deutschland besser ab als Länder wie Frankreich, Italien und Österreich. Insgesamt besteht jedoch eine Digitalisierungskluft zwischen der EU und den USA, wo der Anteil digitaler Unternehmen höher ist.

Quelle: de.statista.com

Vor allem kleinere Unternehmen in Europa sind bei der Einführung digitaler Technologien zurückhaltend, was langfristig die Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. Positiv ist, dass die EU bei der Verknüpfung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit führend ist. Um aufzuholen, sind Investitionen in digitale Infrastruktur, Kompetenzen und ein innovationsfreundliches Umfeld nötig. Die EU hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt und fördert die digitale Transformation im Rahmen des Aufbau- und Resilienzplans mit 20% der Mittel.

Quellenverzeichnis

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